Privatheit: Im privaten Kreis ist man unter Freunden und Verwandten. Man kennt sich. Man spricht über persönliche, intime Angelegenheiten.
Öffentlichkeit: in der Öffentlichkeit bewegt man sich unter Fremden, geniesst die Anonymität. Was alle betrifft, dazu müssen auch alle Stellung beziehen können – und dafür ist die öffentliche Arena, der öffentliche Diskurs, die Politik da.
Geselligkeit: die Ebene dazwischen. Hier tauscht man sich – oft regelmässig – mit Menschen aus, denen man nicht eng und freundschaftlich verbunden sein muss. Man trifft sich, nimmt gegenseitig Rücksicht auf unterschiedliche Befindlichkeiten und Charaktere, will zusammen eine gute, eben gesellige Zeit verbringen.
Diese Sphären sind nicht erratisch. Sie wandeln sich. Seit vielen Jahrzehnten etwa rückt das Persönliche und Intime immer mehr ins Öffentliche vor und beeinflusst unser Verständnis davon, was gesellschaftlich bedeutsam ist. Mit den sozialen Medien hat sich das nochmals verstärkt. Selbstdarstellungen und persönliche Meinungen dominieren heute die meisten öffentlichen Kanäle. Was dabei tendenziell verloren geht: das sachliche und respektvolle Debattieren über das Gemeinwohl – DIE genuin politische Tätigkeit.
Diese Veränderungen, so scheint es, entwerten die Geselligkeit. Intime, persönliche, psychologische Anliegen, wie sie im Privatleben erlitten und in der “modernen Öffentlichkeit” zu Markte getragen werden, prägen auch zunehmend die Sphäre der Geselligkeit. Dabei ist die diese für das Zusammenleben zentral: Sie verlangt und fördert soziale Kompetenzen, Empathie, uneigennütziges Engagement und Solidarität. Doch nicht nur aus gesellschaftlichen, politischen oder moralischen Erwägungen heraus brauchen wir mehr Geselligkeit, sondern auch – und vor allem – weil sie Lebensqualität stiftet:
Zusammen mit anderen Menschen an einer grossen Tafel essen, lachen, diskutieren, staunen, sich kennen lernen. Supperlot, was gibt es schöneres!